Wohnhaus und Gewerbe am Marktplatz Deckenpfronn
Dieses fünfstöckige Mehrfamilienhaus mit seinen zwei Gewerbeflächen galt es nahtlos in die Struktur des Dorfes einzufügen. Dank der Giebeldächer und der optimal proportionierten Abstände zu den Gebäudeteilen harmoniert das Haus perfekt mit seiner Umgebung.
Dieses fünfstöckige Mehrfamilienhaus mit seinen zwei Gewerbeflächen galt es nahtlos in die Struktur des Dorfes einzufügen. Dank der Giebeldächer und der optimal proportionierten Abstände zu den Gebäudeteilen harmoniert das Haus perfekt mit seiner Umgebung.
2015 - 2017
realisiert
Karl Huber Fotodesign
Herausforderungen
Wettbewerbsanforderungen
Der Wettbewerb wurde durch die Gemeinde Deckenpfronn ausgeschrieben, um eine architektonische Lösung für ein Gelände direkt am Marktplatz zu finden. Hier sollten zwei gewerbliche Einheiten, fünf oder sechs Wohnungen sowie ein Café im Erdgeschoss entstehen.
Ziel war es, so viel Fläche wie möglich auf dem ausgewiesenen Baugrund zu erschließen und einzuplanen. Als weitere Anforderung kam hinzu, dass der Ortskern und Marktplatz der kleinen Gemeinde Ende des 2. Weltkriegs durch einen Luftangriff stark zerstört wurden.
Der Wiederaufbauplan, der immer noch Gültigkeit hat, sieht vor, dass entlang des Marktplatzes giebelständige Gebäude und Gehöfte entstehen sollen.
Der Wettbewerbsbeitrag war daher nur zulässig, wenn diese Kriterien erfüllt waren.
Gelände und Umfeld
Bei der Recherche und Sichtung der Lagepläne der Gemeinde fiel auf, dass die Gebäude rund um den Marktplatz über relativ viel Abstand zueinander verfügen. Dieser Faktor und die Vorgabe eines giebelständigen Gebäudes inspirierten maßgeblich unseren Entwurf. Wichtig ist uns weiterhin, immer zu antizipieren, wie sich ein neues Gebäude in sein Umfeld integriert. Die gewünschte Ausstrahlung und Wirkung eines Gebäudes im Umfeld beeinflussen von vornherein die Überlegungen zu einem Entwurf.
Die Entwicklung drei miteinander verbundener Einheiten, die mit Abstand zueinander in Giebelform errichtet werden, hat die Jury überzeugt. Unser Beitrag hat gewonnen und wurde 2017 fertiggestellt.
Die buerohauser Expert*innen und die Bauherren
Für dieses Projekt haben wir unser Expert*innenteam in der klassischen Besetzung aus (Innen-)Architektur, Statik, Energieberatung und Vermessung zusammengesetzt.
Wir haben alle Leistungsphasen 1 bis 8 zusammen mit unseren externen Partner*innen der Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärinstallation sowie mit den Kolleg*innen, den Elektro-Fachingenieur*innen, Brandschutzexpert*innen und Geolog*innen realisieren können.
Dabei übernehmen wir gerne die Koordination und das Projektmanagement, um bestmögliches Hand-in-Hand-Arbeiten zu erzielen. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Deckenpfronn verlief sehr gut. Um ästhetisch ansprechende als auch zum Umfeld passende und den budgetären Voraussetzungen entsprechende Lösungen zu finden, kam es in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Deckenpfronn als Kundin während des Planungsprozesses zu einer Veränderung im Giebelbereich.
Wir haben den Wettbewerb gewonnen, weil wir die Faktoren giebelständiges Gebäude und Abstand zu Gebäuden bei unserem Entwurf berücksichtigt haben.
Lösungen
Die Fuge: Rhythmus und Proportion im Einklang mit städtebaulichen Strukturen
Wir entwickeln in der Regel die Form eines Gebäudes im Kontext mit der umgebenden Bebauung, um somit eine Verträglichkeit herzustellen.
Mit Fuge meinen wir einen gewissen Abstand zueinander: hier zu den drei Gebäudeteilen. Dieses Gestaltungselement schenkt diesem Projekt besonders viel Reiz, da es auf unterschiedlichen Ebenen Bezüge zum Ort erschließt.
Der Marktplatz eines Ortes ist Begegnungsort zum Einkaufen, Austauschen von Informationen oder für Feiern und wirkt so identitätsstiftend für die Bürger*innen. Das alte Haus, das am Platz stand und abgebrannt war, sollte ersetzt werden. Das Archivmaterial ließ gut erkennen, wie viel Platz man um das Gebäude fand und wie das Fachwerk und die Giebelhäuser den Ort prägen.
Unser Anliegen war es, diese Elemente aufzugreifen, um die offene Stelle entsprechend der Dorfstruktur zu schließen, so dass die Bürger*innen das neue Gebäude gerne annehmen, weil es sich auf diese Weise harmonisch integriert.
Wir haben uns daher für ein Gebäude mit Doppelgiebel und Zwischengelenk, das die Fuge zwischen den einzelnen Gebäudeteilen herstellt, entschieden. Den Duktus der giebelständigen Häuser beidseits der Straße Marktplatz haben wir damit aufgenommen.
Die Entwicklung des Gebäudekörpers und der Fassaden entstand in drei Schritten. Zuerst waren alle Giebel über zwei Geschosse verglast: Die Wohnungen waren zum Norden und Süden hin sehr hell. In der weiteren Planung haben wir zusammen mit dem Bauherren andere Elemente verwendet, um noch stärker städtebauliche Relationen herzustellen. So wurde stilistisch der Bezug zum ortsprägenden Fachwerk hergestellt.
Dazu trägt auch der großzügige Abstand zu den benachbarten Häusern bei:
Proportionen und Grundrhythmus lassen erkennen, dass die Abstände zu den Seiten hin als auch zwischen den drei Häusern in etwa gleich sind.
Ein multifunktionales Gebäude und seine Erschließung
Die Gestaltung der Wohnungen konnte im Gegensatz zur Grundrisszeichnung von Gewerbeflächen einfacher gehandhabt werden. Der Grundriss separater Wohnungen auf mehreren Stockwerken orientiert sich meist hauptsächlich an den Wasser- und Abwassersträngen. Gewerbetreibende haben zusätzlich dazu unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen an ihre Geschäftsräume. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, haben wir das Gebäude so konzipiert, dass die Gewerberäume multifunktional sind.
Für das fünfgeschossige Gebäude nutzten wir die topografischen Gegebenheiten und konnten von zwei Seiten das Gebäude ebenerdig erschließen. Der Gebäudekörper besteht aus Keller, Erdgeschoss mit Garage und erster Gewerbeeinheit, 1. Obergeschoss mit zweiter Gewerbeeinheit, 2. Obergeschoss und Dachgeschoss für Wohnungen. Von Süden her kann die Gewerbeeinheit, jetzt eine Apotheke, direkt vom Marktplatz aus betreten werden. Vom Parkplatz aus, der im nördlichen Teil des Grundstücks liegt, gelangt man über eine Rampe bzw. wenige Treppenstufen zur zweiten Gewerbeeinheit, momentan eine Arztpraxis.
Wichtig war uns dabei, dass die Laufwege möglichst kurz sind. Um die fünf Geschosse zu erschließen, haben wir hier das Element der Fuge als Zwischengelenk verwendet.
Dieses funktioniert als Mittel zur vertikalen Erschließung. Es verbindet alle drei Gebäudeteile miteinander und hier sind Treppenhaus und Aufzug untergebracht.